25.10.2022 in der katho Aachen
Vortrag und Diskussion mit Prof. Wilhelm Heitmeyer
(Gründer und Direktor des Instituts für Konflikt-und Gewaltforschung der Unuversität Bielefeld)
Rechte Bedrohungsallianzen
Am 25.10.22 haben wir in Zusammenarbeit mit der Kath. Hochschule Aachen, Bereich „Centrum für Antisemitismus- u. Rassismus- Studien“ und mit Unterstützung von „Demokratie leben“ eine Vorlesung mit anschließender Diskussion mit dem bekannten Soziologen Prof. Wilhelm Heitmeyer von der Universität Bielefeld zum hoch aktuellen Thema der „ Rechten Bedrohungsallianzen“ durchgeführt. Die Veranstaltung fand in der Katho statt und war mit deutlich über 100 Besucher*innen sehr gut besucht.Mit den bedrohlichen Entwicklungen der rechten Szene beschäftigt sich Prof. Heitmeyer schon seit Jahrzenten sehr intensiv und hat dies in vielen Veröffentlichungen dokumentiert.
In seinem letzten Buch hat er die aktuellsten gesellschaftlichen Bewegungen – besonders unter dem Einfluss der gegenwärtigen Krisen – folgendermaßen zusammengefasst:
Krisen (Klima, Corona, Kriege, Finanzen) schaffen Unsicherheit und das Gefühl von Kontrollverlust, erzeugen Abstiegsängste. Die Menschen wünschen sich Ordnung, Klarheit, Führung. Wird ihnen diese nicht deutlich, entsteht Frustration, die wiederum zu einem Misstrauen in die Demokratie, zur „Demokratieentleerung“ führt. Rechte Gruppen bieten hier das Angebot der starken Hand und nutzen dabei sowohl die Ängste als auch die bereits vorhandene oder leicht zu entfachende sog. „Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit“ (s. S. 56/ S. 91) (z.B. Ressentiments gegen Flüchtlinge, Juden, Randgruppen etc.). Durch geschicktes Andocken an diese bereits schlummernden Vorurteile gelingt es rechten Gruppen in die Mittelschicht einzudringen, sie durch einfache Ursachenerklärung für sich zu gewinnen. Letztes Beispiel die sog. „Querdenkerbewegung“.
Besonders beunruhigend ist, dass sich hinter diesen in der bürgerlichen Mitte agierenden Gruppen weitere Schichten der rechten Szene verbergen, die wie die Schichten einer Zwiebel (s. S. 56) stufenartig ein immer gewalttätigeres und zuletzt terroristisches Netzwerk (z.B. NSU) bilden, das „Konzentrische Eskalationskontinuum“ (s. S. 58).
In der anschließenden lebhaften Diskussion wurden dazu viele Fragen gestellt und darüber beraten, wie wir gegen diese beängstigende Entwicklung vorgehen können, wobei Prof. Heitmeyer besonders auch auf die Möglichkeiten des Widerstandes im persönlichen Umfeld hingewiesen hat.
Wer dies alles für übertrieben oder kaum vorstellbar findet, möge sich allein die öffentlich bekannten Gewalttaten der rechten Szene der letzten 30 Jahre vor Augen halten sowie die Aktivitäten der Rechten in den staatlichen Sicherheitsinstitutionen und die vom Verfassungsschutz offiziell benannten Zahlen des Rechtsterrorismus.
Aus diesem Grund ist es uns von den Aachener Mutbürger*innen gegen Rechts wichtig, weiter für Aufklärung zu arbeiten, immer mehr Bündnisparter*innen dafür zu gewinnen und gemeinsam gegen diese drohenden Gefahren für unserer Demokratie zu kämpfen.
Wir empfehlen dieses wichtige Buch:
Wilhelm Heitmeyer, Manuela Freiheit, Peter Sitzer,
Rechte Bedrohungsallianzen, edition suhrkamp 2748